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Der Geschichtsleistungskurs von Frau Korte unterwegs nach Erfurt:"Erfurt zwischen Nationalsozialismus und Wiedervereinigung" - Abschlussfahrt des Ge LK Q2

Fachwerkhäuser
Datum:
23. März 2024
Von:
Dr. Carsten Oerder

Ein gelungener Abschluss der letzten zwei Geschichts-LK-Jahre Erfurt zwischen Nationalsozialismus und Wiedervereinigung

Innenstadt

Am Freitag, den 15. März machen wir, die 13 Schülerinnen des Geschichts-LKs von Frau Korte uns auf nach Erfurt. Unsere Fahrt mit der Deutschen Bahn verläuft entspannt (auch von einigen feierlaunigen Mitfahrgästen lassen wir uns nicht unterkriegen) und gegen Mittag erreichen wir mit kaum nennenswerter Verspätung Erfurt.

Wir nehmen direkt vom Bahnhof aus die Bahn in die mittelalterlich geprägte Innenstadt von Erfurt. Dort treffen wir den Zeitzeugen Matthias Sengewald, der in der DDR in Kirchen(oppositionen) mitgewirkt an. Er erzählt uns, dass er aufgrund seines Bekenntnisses zum christlichen Glauben selbst Diskriminierung, etwa in Form ungleicher Bildungschancen (wie der Verwehrung seines Abiturs) erfahren musste.

Am Nachmittag besuchen wir dann die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße. In den Gebäuden des ehemaligen Stasi-Gefängnisses wird uns auf sehr eindrückliche Weise gezeigt, wie in der DDR mit politisch Andersdenkenden umgegangen wurde. In den Zellen der ehemaligen Häftlinge erfahren wir über die Haftbedingungen des historischen Gefängnisses und bekommen noch einmal vor Augen geführt, wie die SED-Diktatur versuchte, in alle Bereiche des Lebens der DDR-Bürger einzudringen, um ihre Ideologie durchzusetzen. Zentral war dabei das Ministerium für Staatssicherheit: systematisch wurden die Menschen der DDR bespitzelt und unterdrückt, um „feindlich negative Haltungen“ gegen das SED-System verstummen zu lassen. Letztlich waren es die Einwohner von Erfurt, die das Gefängnis in der „friedlichen Revolution“ besetzten und somit das Vernichten der ehemaligen Stasi-Akten zu verhindern wussten und eine Aufarbeitung der SED-Diktatur ermöglichten.

Im Anschluss an die Führung lassen wir den Abend mit einem gemeinsamen Essen ausklingen.

Käptn Blaubär

Am nächsten Tag erwartet uns dann ein gut fünfstündiger Workshop bei „Topf & Söhne“ - dem Ofenhersteller von Auschwitz. Wie konnte es die Geschäftsführung verantworten, maßgeblich zur systematischen Vernichtung von Millionen von Menschen in den Konzentrationslagern beizutragen? Die Frage nach dieser Verantwortung ist zentrales Thema des Workshops. Am Nachmittag können wir sie maßgeblich mit persönlichem Profitstreben der Verantwortlichen erklären. Es waren weder Angst oder Zwang, noch das Streben des Unternehmens nach einer lukrativen Einkommensquelle oder gar das Vertreten der menschenverachtenden NS-Ideologie. Denn „Topf & Söhne“ erzielte lediglich zwei Prozent seines Gewinns durch die Produktion der Öfen, die an Müllverbrennungsöfen angelehnt waren. Viel mehr waren es noch heute aktuelle persönliche Gründe wie Profitstreben, Rivalitäten zwischen den Mitarbeitenden oder durch die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik erzielte Vorteile, die die Köpfe des Unternehmens antrieben. Die Folgen: verheerend. Den zentralen Akteuren des Unternehmens ist damit eine Mitschuld an dem Tod von Millionen von Menschen in Konzentrationslagern wie Auschwitz zuzuschreiben. Hier werden uns noch einmal die Bilder des Besuchs der Gedenkstätte Auschwitz bei unserer Studienfahrt nach Dresden/ Krakau ins Gedächtnis gerufen. In Erfurt wechseln wir den Blick von der Opfer- hin zur Täterperspektive zur Zeit des Nationalsozialismus.

Der Workshop zeigt uns noch einmal auf eindrucksvolle Weise, dass wir uns Konsequenzen unseres Handelns bewusst werden und uns diesen stellen müssen. Auch wird verdeutlicht, dass die Grundlage der Menschenrechte und des Grundgesetzes als Basis unseres Moralverständnisses immer über Eigennutz, persönlichem Erfolg oder Profitstreben stehen müssen.
Am Nachmittag bekommen wir dann noch einmal die Möglichkeit, Erfurt eigenständig kennenzulernen und nehmen gegen Abend schließlich die etwas abenteuerliche Rückreise mit der Deutschen Bahn auf uns. 

Hiermit möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Frau Korte und Herrn Stupp bedanken, die die Studienfahrt so erst ermöglicht haben. Wir hatten zwei großartige Tage mit Ihnen in Erfurt und werden uns noch gerne an die Zeit zurückerinnern!